Und wie lebst du weiter, Tag für Tag, wenn um dich herum alles stirbt?

Wie lächelst du, Tag für Tag, wenn dich jeden Moment die Grausamkeit und Kälte einer ganzen Welt umgeben?

Wie bewahrst du die Ruhe, Tag für Tag, wenn um dich herum alles im Chaos versinkt?

 

Wie fühlst du dich heute?

 

Vermutlich ließen sich auf all diese Fragen Antworten finden, auf manche leichter als auf andere, die Reihenfolge abhängig von der Person, der sie gestellt werden.

Manche Antworten würden sich wiederholen, wohingegen andere einzigartig wären. Ein Wie fühlst du dich heute? ist schnell mit einem über die Zeit antrainierten Gut. beantwortet, ein Und du? hinterhergeschoben, um von weiteren Nachfragen abzulenken.

Andere Fragen zu beantorten benötigt vielleicht etwas mehr Zeit. Hier gibt es kein sozial trainiertes Richtig und kein Falsch, wodurch eine Auswahl der geeigneten Antwort weniger eingeschränkt scheint.

Doch gibt es diese eine Antwort überhaupt, diese richtige, falsche oder geeignete oder wie auch immer man sie nennen will? Oder denken wir das nur?

Diese Karte ist blau, sagst du. Gelb, entgegne ich. Tatsächlich hat jede Seite der Karte eine der Farben. Wir haben sie lediglich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.

Nicht immer sind die Tatsachen auf den ersten Blick ersichtlich. Und können wir etwas eine Tatsache nennen, wo wir doch nie aus jeder Perspektive auf eine Gegebenheit blicken können? Man möge also sagen, dass wir uns stets unsere eigenen Tatsachen schaffen, in Form von Dingen, die unser komplexer und dennoch eingeschränkter Verstand nicht weiter überdenken möchte. Wir atmen und denken und wir sprechen, wie es uns gerade beliebt und doch ohne Pause, bis zu einem Tod, der weder erklärt noch verstanden werden kann und auf entsprechend wenig Akzeptanz stößt.

Das Bekannte kommt zu oft dem Selbstverständlichen gleich; auf das Unbekannte wird mit Skepsis und Intoleranz reagiert, wenngleich bei näherem Betrachten jegliche Zweifel ausgeräumt werden könnten. Wir akzeptieren als Tatsache, was wir nicht ändern können. Auch wenn bei diesem Gedanken alles in uns rebelliert. Auch wenn wir die Kontrolle in unserem sorgsam durchplanten Leben vermissen. Auch wenn uns diese Art von Tatsache missfällt.

Wir lernen, mit ihr zu leben und vielleicht werden wir sie eines Tages doch akzeptieren können. Akzeptanz selbst entwickelt sich erst durchs Leben und Leben entwickelt sich erst durch Akzeptanz; es könnte also beides vonnöten sein, um wachsen zu können. Und beides ist uns gegeben. Es gilt lediglich, die Hände auszustrecken nach Dingen, die uns nicht in den Schoß fallen werden.

 

Und lebst du weiter, Tag für Tag, wenn alles sein Ende findet?

Und lächelst du weiter, Tag für Tag, wenn es auch schlechte Zeiten gibt?

Und bewahrst du die Ruhe, Tag für Tag, wenn es darauf ankommt, einen eigenen Weg in einer Welt der tausend Möglichkeiten zu finden?

 

Oder gibst du nach und lässt dich langsam verschlingen von Negativität?